Rückwärts, Pendeln und anderes:
Das Rückwärtsfahren und Pendeln mit dem Einrad ist eine Kunst die ich schon längst lernen wollte.
Das pendeln hatte ich bereits öfters probiert, jedoch ohne den geringsten Erfolg. Alle Leute, die das Pendeln bereits beherrschen meinen, dass das Jeder unterschiedlich lernen muss. Also manche lernen zuerst das Rückwärtsfahren und dann das Pendeln, andere genau umgekehrt.
Nachdem ich mit meinen Pendelversuchen gar nicht voran kam, beschloss ich zuerst das Rückwärtsfahren zu lernen.
Winter 2009 - 2010
Ich war voll motiviert. Im Winter schaufelte ich zwei, drei mal die Einfahrt beim Haus vom vielen Schnee frei. Die ersten Versuche waren niederschmetternd. Ich hangelte mich wie zu Begin am Zaun entlang. Besonders schwierig empfand ich die gleichmäßige Rückwärtsbewegung der Beine. Wegen der Kälte, dem vielen Schnee und schwindender Motivation, verschob ich meine nächsten Versuche auf den Frühsommer.
4. Juni 2010
Nun wurde das Wetter etwas besser (den ganzen Mai über, regnete es) und ich startete ganz ambitioniert meine nächsten Versuche.
Beim Einradeln kommt man nur mit viel Geduld und Üben zum Erfolg. Nach zwei Tagen am Gartenzaun hängend, versuchte ich nun immer wieder frei zu fahren.
Vorläufige Bilanz:
"Ich habe das Gefühl, dass ich eher zufällig, anstatt kontrolliert rückwärts fahre."
"Eine gute Hilfe ist wie immer ein Videofeedback" dachte ich. Auf dem Film sieht man genau, dass ich mit dem Schwerpunkt kämpfe. Also aus Angst vor dem nach hinten Fallen, den Arsch raus strecke und daher nicht weiterkomme.
Im Forum bekam ich den Ratschlag, immer wieder vor und zurück zu pendeln und dabei langsam die Distanz zu erhöhen.
Meine Aufgaben für die nächsten Versuche: Aufrecht sitzen, zwei Umdrehungen Rückwärts und dann ohne Absteigen wieder vorwärts fahren lernen.
Nächste zwei Tage:
Ich übte jeweils zirka eine Stunde. Danach war ich total durchgeschwitzt.
Die ersten zwanzig Minuten schaffte ich kaum eine Kurbelumdrehung. Dann immer wieder einmal eine Strecke von ein paar Metern, aber sehr unkontrolliert und dann ging wieder gar Nichts.
Am zweiten Tag, hatte ich ein paar mal kurz das Gefühl, dass ich ein, zwei Kurbelumdrehungen kontrolliert fuhr.
"Es gibt also doch noch Hoffnung" dachte ich.
5. Juli 2010, einen Monat später:
Letzten Monat kam ich nicht viel zum Üben.
Die vier oder fünf Stunden waren jedoch nicht ganz umsonst. Ich selbst war mit meinen Fortschritten nicht sehr zufrieden. Manchmal ging es etwas, meistens stieg ich nach der ersten Kurbelumdrehung wieder ab. Es fehlte einfach noch das Gefühl für die richtige Rückenlage.
Die Videos zeigen, dass ich einen verbreiteten Anfängerfehler machte: Ich schaue zu sehr nach unten. Das wird das Thema der nächsten Übung: Kopf hoch und etwa drei bis vier Meter weiter vorne auf den Boden schauen.
17. Juli 2010:
Mühsam nährt sich das Eichhörnchen....
"Meine Fortschritte sind kaum zu erkennen." Immerhin, schaffte ich inzwischen manchmal ein paar Meter. Da hatte ich auch ein gutes Gefühl, stabil auf dem Einrad zu sitzen. Im nächsten Moment ging wieder gar Nichts.
Alle paar Tage, vor allem zum Wochenende übte ich etwa eine halbe bis eine Stunde lang.
Das vorwärts Fahren war eindeutig leichter zu lernen.
August 2010 (Campingurlaub):
So wie im letzten Jahr, hatte ich auch dieses Mal mein MUNI im Urlaub mit. Wir verbrachten zwei Wochen auf Sant Angelo Village, ein vier Stern Campingplatz in Cavallino, bei Jesolo.
Auf dem Campingplatz war das Einrad ein ideales Fortbewegungsmittel. Es gab immer wieder kurze Wege zum Markt, zur Strandbar oder zur Toilette zu fahren. Mit dem Einrad konnte ich im Gegensatz zum Scooter auch abseits der asphaltierten Wege fahren. Außerdem war es auch viel cooler hoch zu Einrad durch die Gegend zu radeln.
Natürlich hoffte ich, in den zwei Wochen ausreichend Zeit zum Üben zu finden.
Das Rückwärtsfahren auf dem voll besetzten Campingplatz war gar nicht so einfach. Auf dem Asphaltweg wollte ich nicht üben. Da waren immer sehr viele Leute und vor allem Kinder unterwegs. Ich konnte ja noch nicht zurück schauen und hatte daher Angst, jemanden zu überfahren. Das Einrad flog bei meinen ungewollten Abstiegen noch dazu immer wieder weg.
Es blieb mir daher nur der Weg zwischen den Zelten. Aber auch da standen viel zu viele teure Autos herum. Eine verzwickte Situation.
"Was soll's." dachte ich und übte so gut es eben ging zwischen Zelten, Wohnwägen und Autos.
Ich fuhr also immer wieder ein paar Kurbelumdrehungen vorwärts, dann Rückwärts und versuchte wieder vorwärts zu kommen.
Der Übergang von vorwärts zu Rückwärts klappte bald sehr gut.
Das konnte ich ja auch schon von Daheim mit dem 20" Einrad.
Von Rückwärts auf Vorwärts war es jedoch noch sehr schwierig.
"Wenn ich den Wechsel nach vorne gut kann, dann ist es auch zum Pendeln nicht mehr weit." hoffte ich. So wechselte ich immer zwischen drei bis vier Umdrehungen Rückwärts und nur einer Umdrehung Rückwärts.
Hin und wieder ging es wirklich gut und ich fuhr eine längere Strecke Rückwärts.
Als ich wieder einmal einen guten Lauf hatte und fast den ganzen Weg rückwärts fuhr, krachte ich plötzlich in den noch heißen Griller der Nachbarn. Laut scheppernd fiel der Griller um, die glühenden Kohlen lagen überall auf dem Platz. Ich hatte mehrfaches Glück, dass ich selber nicht in die glühenden Kohlen fiel, keines der sehr teuren Autos beschädigt wurde, kein Zelt zu brennen begann und das der Nachbar bereits mit dem Grillen fertig war. Ganz zerknirscht las ich die Kohlestücke vom Boden auf. "Morgen wenn der Griller kalt ist, werde ich ihn wieder ausbeulen und reparieren" versprach ich.
Tja, das dämpfte meinen Eifer etwas, besonders als das Einrad bei einem meiner nächsten Versuche, gegen die Stoßstange eines weiteren Autos krachte.
Fast alle Kinder, auf dem Campingplatz fuhren mit Waveboards herum. Das war der große Renner dieser Saison.
Einer der Nachbarn hatte seinen Kindern auch so ein Teil gekauft. "Du als Einradfahrer, müsstest das ja sehr schnell lernen" sprach er mich an, "willst du probieren?" fragte er. "Ja gerne, wenn ich darf" antwortete ich. So stellte ich mich auf das Brett und wirklich, nach ein paar Versuchen fuhr ich auch ein paar Meter. Um so locker und lässig wie die Kinder zu fahren, müsste ich aber noch viel üben.
"Morgen früh, möchte ich bei Sonnenaufgang am Strand Einrad fahren" erzählte ich meiner Frau. "Mach nur, aber weck mich nicht auf." antwortete sie. "Das wird leider nicht gehen. Ich möchte, dass du mich filmst." meinte ich. Mit einem Riesenseufzer gab sie ihr Einverständnis.
Wenn ich schon am Meer war, wollte ich auch einmal am Strand Muni Fahren. Leider ging das nicht so besonders gut. Im weichen Sand ging gar nichts. Direkt am Wasser konnte ich dann relativ gut fahren.
In den zwei Wochen konnte ich fast jeden Tag ein bisschen üben.
Das Rückwärtsfahren wurde auf dem 26" Muni halbwegs Sicher. Trotzdem schaffte ich immer nur einige Meter. Mit dem Pendeln schaute es immer noch traurig aus. Manchmal konnte ich mit einer Zwischenumdrehung drei bis fünf Mal hin und her pendeln.
Jänner 2011 Wien - Turnsaal:
Der Urlaub war schon lange vorbei und meine Fortschritte stagnierten. Mein Rückwärtstraining lag seit dem Sommer etwas auf Eis.
Jetzt hatte ich ein altes 24" Einrad für die Halle.
Da es draußen kalt und ungemütlich war, besuchte ich nun hin und wieder das Einradtreffen in der Julius Meinl Gasse. Dort trainierten, vom Anfänger bis zum Könner die unterschiedlichsten Leute.
So hoffte ich, dass ich das Pendeln irgendwann doch noch erlernen würde.
Nach etwas Aufwärmen, schaffte ich die ganze Länge rückwärts zu fahren und Pendeln mit einer Zwischenumdrehung.
Da zwei Stunden nur Rückwärtsfahren und Pendeln langweilig wurden, nahm ich auch einmal die Keulen in die Hand. Immerhin war Pendeln und dabei Jonglieren ein Fernziel von mir.
Ein erster Schritt war vorwärts Fahren und dabei jonglieren.
März - April 2011 Wien - Turnsaal:
Im März und April war ich regelmäßig einmal die Woche eine Stunde im Turnsaal.
Die Fortschritte waren sehr, sehr klein. Schließlich mühte ich mich schon seit einem Jahr mit Pendeln und Rückwärtsfahren ab. Ich hatte mir das viel einfacher vorgestellt.
Aber auch meine bescheidenen Fortschritte freuten mich.
Ich konnte zumindest im Turnsaal nach einigen Anläufen ein paar mal hin und her pendeln, etwas rückwärts fahren und hin und wieder einige Würfe mit den Keulen jonglieren.
Leider funktionierte das Pendeln auf der Strasse noch gar nicht.
Es würde mir schon gefallen, bei einer roten Ampel lässig pendelnd auf grün zu warten.