M78 Griechenland-Törn: FREE Juni 2009
Sonntag, 7.6.2009 Ithaka - Phrikes
Brav wie wir waren, standen Alfred, Reinhard und ich wieder einmal vor acht Uhr im Laufzeug an der Kaimauer. "Wohin wollen wir laufen? Eben oder Bergauf?" fragten wir uns wie so oft. "Schaut, da hinten an dem Mast ist ein Plan mit einem Rundweg eingezeichnet" sagte Reinhard. "Ja gut, mach ein Foto davon, dann können wir uns nicht verirren" schlug ich vor. Klar, dass wir uns trotzdem verirrten. Der Wanderweg war nicht leicht zu finden. Wir liefen erst einmal zur Kirche hinauf: Sackgasse, wieder hinunter zum Hafen, dann eine andere Straße hoch. Dann ging es durch eine Siedlung ins unwegsame Gelände.
Irgendwann kamen wir auf einen Weg, der uns als der Richtige erschien. Dabei hatten wir etliche Höhenmeter bewältigt. Der Weg wurde immer unwegsamer. Wir wanderten nun zwischen alten Olivenbäumen entlang.
Die Aussicht vom Berg auf das Meer hinunter, entschädigte uns für die Mühen.
Hin und wieder gab es sogar alte Wegweiser, denen wir folgten.
Auf der anderen Seite des Berges, ging's genau so steil wieder durch Olivenhaine hinunter.
Schließlich erreichten wir den Tholos Tempel, der als sehenswerter Punkt auf der Karte eingezeichnet war. Wegen der gerade stattfindenden EU-Wahl, konnten wir die Ausgrabung nicht besichtigen. Das Eingangstor war verschlossen.
Eine Schafherde kreuzte unseren Weg. Wie riefen dem Schäfer ein freundliches "Kalimera" zu. Unser Weg war inzwischen schön zu laufen. Bald waren wir an der Hauptstraße, die durch ein enges Tal zum Meer führte.
Das ausgetrocknete Bachbett ließ uns ahnen, welche Wassermassen hier bei Regen entstehen können. Die letzten paar Meter wurden langsam anstrengend. Wir waren nun viel bergauf und bergab ins Landesinnere gelaufen. Die Straße retour war auch nicht eben sondern führte ein langes Stück bergauf bevor es zum Hafen hinunter ging.
Nach eineinhalb Stunden waren wir wieder zurück im Hafen. Duschen gab es in Poros keine. Zur Not begnügten wir uns mit einer Katzenwäsche beim Wasserschlauch. Franz und Manfred hatten inzwischen Kaffee getrunken und die Wasservorräte ergänzt.
"Legen wir gleich ab und fahren in die nächste Bucht" schlug Franz vor. Das wurde nun schon bald unser tägliches Morgenritual: Den Hafen verlassen, ein Stück zur nächsten Badebucht fahren, dort ankern und einmal genüsslich im Meer schwimmen. So ließ es sich leben. Auf dem Weg zur Bucht verdrückten Alfred und ich je eine Schüssel Müsli mit Joghurt. Ein Vorfrühstück sozusagen.
Unser nächstes Ziel war die Insel Ithaka. Die Heimatinsel des Odysseus. Wir wollten im Ort Phrikes übernachten. Diesmal gab es gar keinen Wind, so dass wir die ganze Strecke mit dem Motor fuhren. Das Meer war grau und spiegelglatt.
Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir so gegen drei Uhr Nachmittags Phrikes.
Der kleine Ort lag genau zwischen zwei Hügeln, an denen sich rechts und links ein Wehrturm befand. Wir legten wie üblich mit Buganker und Heckleine an der Kaimauer an und gingen auf ein Anlegerbier. Die Free lag sicher zwischen zwei weiteren Segelbooten.
Wir saßen nicht lange, da blies plötzlich eine Windbö aus dem engen Tal hinter uns. Die Segelboote in dem kleinen Hafen wurden hin und her gebeutelt. Franz machte sich besorgt auf den Weg zu unserem Schiff. Kurz darauf klingelte auch schon das Handy. Franz war am anderen Ende: "Kommt schnell alle her" sagte er, "Wir müssen die Free umhängen. Die Böen sind zu stark." Auf allen Booten war inzwischen Hektik aufgekommen. Einige verließen schnell wieder diese Bucht, andere wechselten, so wie wir den Platz. Wir zogen den Anker hoch und gingen längsseits. Da konnte uns der Wind nicht mehr so viel anhaben.
Der Wind nicht, nun waren wir den Wellen ausgeliefert. Als eine Fähre vorbei fuhr, kamen die Wellen ungebremst bis in die Bucht. Die Free schaukelte wild auf und ab. Dabei platzte ein Fender und die Seitenwand bekam ein paar tiefe Kratzer ab.
Später kam ein Einheimischer mit einer Unterschriftenliste. Er sagte, dass hier ein Wellenbrecher gebaut werden sollte. Das Geld war jedoch im Korruptionssumpf versickert und stattdessen wurde nur ein Schwimmsteg montiert. Dieser bot natürlich keinen Schutz gegen die Wellen. Die Dorfbewohner sammelten nun Protestunterschriften von allen Yachtcrews die hierher kamen.
Am Abend, nachdem die ganze Aufregung vorbei war, machte Alfred noch ein paar Palatschinken als Nachtisch.