Kroatien-Törn: INPEBOLE Mai 2004
Dienstag, 11.5.2004 OLIB:
Es ist acht Uhr fünfzehn und kein Wind. Mit dem Motor fahren wir zwischen IST und MOLAT Richtung Süd-West.
Wir umrunden Molat. Das Meer ist spiegelglatt. In der Ferne schaut ein Teil eines Schiffswracks aus dem Wasser. Als sich ein paar kleine Wellen an der Wasseroberfläche zeigen, läßt Ernst die Segel setzen. Wir machen zwar keine Fahrt mit dem Segel, aber es ist zumindest den Versuch wert.
Das bisschen Wind ist bald wieder weg. Ruhig fahren wir über die spiegelglatte See.
Da sobald kein Wind mehr zu erwarten ist, wollen wir das Segel bergen. Da das Segel schlaff herunterhängt, sollte das ja ganz leicht gehen. Denke ich. Werner kurbelt jedoch, wie wenn ein Wind mit Windstärke zwölf in das Segel bläst. Auf eine blöde Bemerkung meinerseits antwortet er nur: "Der Dreck geht nicht. Aber versuch's selber dann siehst es eh."
Tatsächlich, die Winsch läßt sich kaum bewegen. Nach ein paar Versuchen steckt sie ganz fest.
OJE! Es schaut ein Stück Schnur unter der Winsch heraus. Da erinnern wir uns! Als wir das Schiff übernommen haben, war ein Zettel mit einer Info an einer Schnur über die Winsch gehängt gewesen. Die hatte natürlich keiner vermißt. Nun sehen wir wohin die Schnur gekommen ist.
Die Winsch hat die Schnur gefressen!
Wenn die Winsch hin ist, dann wird das ein teurer Urlaub. So eine doppelgängige Winsch kostet vermutlich einige hundert Euro.
Wir fahren zuerst einmal zur Insel OLIB, die vor uns liegt. Dort können wir in der Bucht Luka Sveti Nikola ankern und im ruhigen Wasser versuchen die Winsch zu zerlegen.
Eigentlich ist das ein Konstruktionsfehler der Winsch. Dadurch, dass der bewegliche Teil bis zum Boden reicht und ein paar millimeter breiter Spalt offen steht, ist die Gefahr, dass sich da etwas "reinwurschtelt", sehr groß.
Klar, "auf eine Winsch gehören nur Leinen und sonst nichts" wird jetzt jeder sagen. Das ist auch richtig so. Nur, manchmal passiert es eben, und da könnte durch eine vernünftige Konstruktion ein Problem vermieden werden.
Der erste Versuch, die Schnur mit der Zange einfach herauszuziehen, funktioniert nicht. Vorsichtig montieren wir den äusseren Teil ab. Ernst warnt uns immer wieder: "Paßt ja auf, dass nichts runterfällt." Die Angst, dass da kleine Federn in hohen Bogen ins Meer springen ist nicht unbegründet. Es hat noch keiner von uns jemals so einen "Klapperatismus" zerlegt.
Nun, letztendlich ist es nur halb so schlimm. Zu den wirklich heiklen Teilen kommen wir eh nicht hin. Die drei Wälzlager mit den Zwischenringen fallen nur langsam heraus. Es geht nichts verloren.
Die Schnur klebt in ganz kleine Fasern zermahlen, zwischen den Zähnen der Zahnräder. Größere Stücke haben sich um die Achsen gewickelt. Mit Zange und Schraubenziehern "kletzeln" wir alle Reste heraus.
Nach einer Stunde ist es geschafft.
Die Winsch dreht sich besser als zuvor. Es sind keine Teile übrig geblieben, und nichts liegt am Meeresgrund.
Die Ausbeute ist eine Schachtel mit der zermahlenen Schnur.
Jetzt weiß ich wenigstens wie so ein Teil von innen ausschaut.
Ich konnte ja nie einfach mal eine Winsch aus Neugierde zerlegen. Das war nun eine (hoffentlich) einmalge Gelegenheit.
NEIN!!! Ich habe die Schnur NICHT in die Winsch gewickelt.
Menge | Zutat |
---|---|
6 Stk. | Knackwurst |
40 dag | Käse |
2 Stk. | Zwiebel |
Paprika, Tomaten | |
Essig (Balsamico) | |
Olivenöl kaltgepresst | |
Knoblauch | |
Zucker, Senf, Ketchup |
Nach all der Aufregung ist jetzt Zeit fur eine Stärkung.
Eine kleine Jause wär schon was Feines. Also wird ein Wurstsalat bereitet. Im Kühlschrank sind noch einige Knackwürste, die ja nicht ewig halten.
Nachdem alles repariert und der Hunger gestillt ist, kommt die Lust auf einen Landgang.
Wir sind schließlich schon seit Tagen auf See. Werner, Wolfgang und ich wollen endlich wieder festen Boden unter die Füsse bekommen. Wir lassen das Beiboot ins Wasser und paddeln zum Ufer.
Wir gehen bzw. klettern auf den Uferfelsen rund um die ganze Bucht. Werner fotografiert dabei lebende und tote Tiere.
Ich schleppe Wolfgang ein paar Meter durch das Gestrüpp, über aufgeschichtete Steinmauern hinweg, damit er ein Foto von der INPEBOLE in der Bucht machen kann.
Es ist schon ein schöner Anblick: das blaue Meer, eine einsame Bucht und ein Segelboot. seufz...
Ganz hinten in der Bucht steht Sv. Nikola. Nach dieser Kirche ist die Bucht benannt.
Ich gehe noch ein Stück einen Fußweg ins Innere der Insel, kehre jedoch bald wieder um, weil ich Wolfgang und Werner nicht warten lassen will.
Ernennung zum Mitglied der SUPERCREW
Am Nachmittag hat Ernst noch eine Überaschung für mich.
Er ruft mich ins Cockpit. Alle sind versammelt und schauen auf mich. "Was ist passiert?" denke ich. Ernst sagt: "Du hast die Probezeit zu unserer vollsten Zufriedenheit absolviert. Ich sehe, dass du ein gutes, vollwertiges Mitglied unserer Crew bist." Er überreicht mir eine Rolle mit einem Dokument und ein T-Shirt.
"Ahem... Danke" sage ich vollkommen überrascht. "Du mußt vorlesen und das T-Shirt anziehen." sagt nun Wofgang.
Ernst hat da noch eine Hürde eingebaut. Nicht nur die Sprache ist schwer zu lesen, sondern auch noch die Schrift, mit der er das Dokument ausgedruckt hat.
Ich stammle da eine Zeit herum bis mir Ernst das Papier ungeduldig aus der Hand nimmt. "He he" denke ich, als er nun ebenfalls wie ein Volksschüler herumstottert, weil er's selber nicht lesen kann.
"Na, das war aber ein ereignisreicher Tag" sage ich zu mir.
Bald gibt es Abendessen. Diesmal wird nicht groß aufgekocht, sondern eine kalte Platte serviert.
Da noch sehr viel Rotwein an Bord ist, sitzen wir bis spät in die Nacht bei vielen Gläsern beisammen und führen Schmäh.
Für Alle die es interessiert:
Freud, grossem Plaisir und ohn' Genier feierlich hoc zu
Urkund:
Die Mannschaft hat in guter Manir und zur Ehr der christlichen
Seefahrt so laboriret, respectiev ihr Werk und Arbeit than, item das
Schiff weder auf Landt gesetzet ist worden, noch auf Grund ist gelaufen
und auch nit schmachvoll in Wind und Wellengewoge that kentern, noch
die Mannsbilder durch sonstig liderliche Verhaltensmodi maritimes
Ungemach und Verderben zum Uebel vomb Schiff und Mannschaft
deroselben thaten anlocken.
Ergo verleihet der Skipper in memoriam dero obcitirten
Auspicies dem Crewmitglied
Carolus
die hoechste allhie in loco auf diesem Schiff zu
vergebende Auszeichnung,
die Decoratio Maxima,
den Supercrew-Argonautenorden
Die Urkund sambt includirtem Orden gereichet nit nur per decorationem
ad personam zur Ehr und Verzirung des so Honorirten auf dem Wasser
und auf dem Landt, item securiret und bewaret selbige Urkund den
Decorirten fuerderhin vor der peynlichen Frag und Inquisition vomb
Skipper mit der Zwick- oder Combizang und der noch schmachvolleren
Kielholerey, so das Crewmitglied pro futuro auf lotterhafte Weys oder
durch verwerfflich Thun ein deliquenten Casus manifestiret, incriminiret
oder setzet, der zum Uebel und Verderb des Schiffes seyn thaet oder dem
Wohl und Seelenheil der Mannschaft in christo nit combiniret und ergo
den Skipper geflissentlich ergrimmet und eo ipso seynen gerechten Zorn
vomb Himmel herabbeschwoeret.
Statuiret und aufgesetzet im Wonnemond anno domini 2004
Ernestus
Skipper