M78 Kroatien-Törn: FREE September 2005
Montag, 5.9.2005 Brna (Otok KORCULA)
"Halb acht Uhr aufstehen! Und das im Urlaub." dachte ich, während ich versuchte meine Augen zu öffnen. Reinhard erging es nicht besser. Auch er schaute noch sehr verschlafen aus seiner Koje.
"Was soll's. Auf auf" Wir waren eine sehr sportliche Crew. Jeder von uns hatte sein Laufzeug mit. Nun war es so weit. Wir wollten uns etwas bewegen und ins Landesinnere schauen.
Nachdem wir uns etwas aufgewärmt hatten, liefen Reinhard, Alfred und ich los. Franz blieb beim Schiff. Er wollte das Frühstück vorbereiten.
Wie immer ging es gleich einmal steil bergauf. Unser Plan: "Wir laufen eine halbe Stunde und drehen dann um".
Wir liefen sehr langsam und gemütlich. Schließlich waren wir ja im Urlaub. Trotzdem waren wir 1:07 Stunden unterwegs.
Der Lauf war nicht wirklich interessant. Wir liefen die meiste Zeit auf der Asphaltstrasse. Da gab es nur Bäume links und rechts. Dann bogen wir auf eine Forststraße ab, und liefen/gingen noch ein paar hundert Meter ins Landesinnere. Als der Weg zu Ende war, kehrten wir um. Vom Weg abzuweichen trauten wir uns nicht, da erst vor ein paar Monaten ein Tourist in VIS durch eine Mine verletzt wurde.
Der Vorteil am Berglauf war, dass wir von Oben einen guten Ausblick hatten. Auf dem Rückweg hatten wir einen schönen Ausblick auf die Bucht von Zaklopatica.
Das Wasser in der Bucht war sauber und klar. Und es hatte achtundzwanzig Grad!!!
So macht laufen erst richtig Spaß, wenn man sich sofort mit einem Kopfsprung ins warme Meer nach dem Laufen entspannen kann.
Nach dem Laufen und anschließendem Bad im Meer schmeckte das Frühstück besonders gut.
Um zehn Uhr waren wir soweit fertig, dass wir ablegen konnten. Wir fuhren durch die schmale Ausfahrt aus der Bucht. Draußen wehte bereits der Wind, so dass wir auch gleich die Segel setzten. Es wehte ein schöner Ostwind. Franz sagte: "Wir werden um Korcula herum, und zwischen Korcula und Peljesac Richtung Hvar fahren. Je nachdem wie weit wir kommen, bleiben wir in Lumbarda oder Korcula.
Franz hatte die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Je näher wir zu Korcula kamen, umso höher türmten sich vor uns die Wolken auf. Im Hintergrund sahen wir bereits Regen und Blitze die zu Boden zuckten.
Mit dem Wind kamen auch die Wellen. Reinhards Frühstück war nun buchstäblich "Für die Fisch". Nachdem er alles raus gekotzt hatte, ging es ihm so gut, dass er sogar das Ruder übernahm. Da an diesem Tag sein Hochzeitstag war vermutete ich: "Na da sitzt deine Frau vermutlich mit einer Voodoo Puppe zu Hause und wünscht dir die Seekrankheit an den Hals, weil du am Hochzeitstag lieber Segeln gehst."
Das Unwetter zog direkt über uns hinweg. Der Wind legte dabei auf fünfunddreißig bis vierzig Knoten zu. Als es ans Reffen ging, merkte ich sehr schnell, dass wir etwas Wichtiges vergessen hatten: Alfred und Reinhard hatten keine Ahnung wie die Segel zu reffen waren. Jetzt, da die Sturmböen das Schiff flach legten kam leichte Hektik auf. Einer musste das Boot steuern und genau in den Wind stellen, damit der Druck aus den Segeln kam. Die anderen hatten nun an den Leinen zu arbeiten: Also: "Die Reffleinen klar machen zum Reffen" war das erste Kommando. "Ok, OK! Die blaue und die gelbe Leine herrichten." als Nächstes: "Das Großfall etwas fieren!" "Ahem... was soll ich?" fragte Reinhard. "Das mache ich schon" übernahm Franz und langte nach der roten Leine. Ich stand am Ruder und beobachtete das sich anbahnende Chaos. "Alfred, kurble die blaue Leine so fest es geht" rief ich und Alfred holte das erste Reff dicht. "Reinhard, ziehe auch die gelbe Leine, das zweite Reff an, damit die Leinen nicht herumfliegen" kam das nächste Kommando. Das ging alles recht langsam. Niemand hatte den Beiden das Reffsystem erklärt. Da die Durchführungen im Großbaum etwas eng waren, musste Alfred sehr fest kurbeln. Ungläubig meinte er: "Das geht viel zu streng. Ich möchte nichts kaputt machen." Das war ja gut gemeint, aber ein kurzer Check ergab, dass eh Alles in Ordnung war. "Kurble weiter" rief ich "Fest, wir müssen auch das zweite Reff dicht holen." Das Schiff schaukelte in den immer höher werdenden Wellen hin und her. Mit Hilfe des Motors gelang es den Kurs genau gegen den Wind zu halten, so dass wir das Segel so nach und nach herunter bekamen.
Als wir fast Alles gerefft hatten und nur mehr mit einem Fetzerl Genua unterwegs waren, wollten wir weiter versuchen unseren Kurs nach Osten zu segeln. Nach einem Schlag hinaus und wieder zurück mussten wir aufgeben da wir keinen einzigen Meter gewonnen hatten. Mit dem kleinen Segel konnten wir auch nicht mehr so hoch am Wind segeln, wie nötig gewesen wäre, Gegen den Wind hatten wir bald keine Chance. Selbst als wir die Maschine zu Hilfe nahmen, machten wir nur einen Knoten über Grund.
Da konnten wir unseren ursprünglichen Plan vergessen.
Wir fuhren in eine kleine Bucht (Zavalatica) an der Südseite von Korcula und das Gewitter abzuwarten.
Es regnete in Strömen als wir neben einer zweiten Yacht, die ebenfalls abwetterten, ankerten. Im ruhigen Wasser ging's unseren seekranken Matrosen wieder besser.
Nach einer halben Stunde hatte sich das Wetter so weit beruhigt, dass wir weiter fahren konnten. Franz wollte nach BRNA. BRNA war nur wenige Seemeilen entfernt. Dort konnten wir sicher übernachten.
Kaum hatten wir die Bucht verlassen, hatten uns auch schon wieder die Wellen gefangen. Durch den Wind hatte sich eine ganz schön hohe See aufgebaut. Bis BRNA war es jedoch nicht weit. Wir fuhren mit der Maschine und waren bald wieder in ruhigen Gewässern.
Als wir in BRNA ankamen wollten wir zuerst ankern. Wegen der vielen anderen Yachten war alles voll. An den Molenköpfen war das Wasser nicht tief genug. Einzig der Fähranleger war frei. Der Skipper beschloss: "Wir legen am Fähranleger an. Ich schaue mir die anderen Plätze an den Kaimauern vom Ufer aus an.
Beim nahen Beisl fragten wir nach der Fähre. Dort erfuhren wir, dass die Fähre hier schon seit Jahren nicht mehr anlegt. Das war eine gute Nachricht. Somit konnten wir dort liegen bleiben.
Da wir schon im Beisl waren, genehmigten wir uns erst einmal ein Anlegerbier. Dann besuchten wir einen nahen Supermarkt. Dort konnten wir unsere Vorräte ergänzen. Wir kauften auch einige Knabbereien und Süßigkeiten.
Zum Abendessen bereitete Alfred Gnocci mit Gorgonzolasauce. Hmmm... Das war vorzüglich. Wir öffneten eine Flasche Rotwein und spannen Seemannsgarn über das Gewitter heute Mittag.
Später kam eine Yacht mit Seglern aus der Steiermark. Sie baten uns längsseits gehen zu dürfen. Die hatten Pech mit ihrem Schiff. Die Mängelliste war bereits nach zwei Tagen sehr lang geworden. Ihre schwersten Mängel waren eine gerissene Genua und die nicht funktionierende Ankerwinsch.
Wir tranken noch die Eine und die andere Flasche Rotwein und hatten eine Menge Spaß. Alfred fürchtete, dass der hinter uns an der Mole liegende Fischer plötzlich los fahren könnte. Am nächsten Morgen war das Schiff verschwunden ohne dass jemand von uns etwas bemerkt hatte.