Kroatien-Törn: CARINE Mai 2005
Dienstag, 3.5.2005 U.Stupica (Otok ZIRJE):
Wie könnte es anders sein, um halb Sieben standen fast alle auf. Ich konnte und wollte nicht vor sieben Uhr aufstehen. Ich war ja im Urlaub.
Nach dem Frühstück legten wir um dreiviertel neun Uhr ab. Die See war wie am Vortag spiegelglatt, kein Lüftchen regte sich, daher mussten wir Motoren.
Unser südlichster Punkt war erreicht. Nun fuhren wir wieder zurück. Das Tagesziel war ZIRJE.
Später kam leichter Wind auf. Wir setzten die Segel und fuhren "Butterfly" langsam vor dem Wind. Da wir mit dem Wind segelten gab es auch keinen Fahrtwind der etwas kühlend wirkte. Es gab nicht viel zu tun. Werner lag faul am Vordeck in der Sonne. Ich packte meine Bälle aus und übte ein wenig jonglieren. Peter las in einem Buch und Wolfgang stand am Ruder.
Plötzlich rief er: "Schaut, da vorne sind Delfine!" Etwas weiter weg, tauchten immer wieder die Rücken der Delfine aus dem Wasser. Es war eine kleine Delfingruppe von vier bis fünf Tieren. Werner stand auf. "Ich möchte gerne zehn Cent für jedes Foto, dass in der Adria für einen Delfin verschossen wird." sagte ich, als Werner zwei vorbeiziehende Delphine zu fotografieren versuchte. Delfine schwimmen in der Adria immer wieder umher. Mit den Digicams und deren Auslöseverzögerung war es schon großes Glück überhaupt etwas von den Delfinen auf dem Bild zu sehen.
Zu Mittag ist Zeit für den Würstelstand. "I wüh a Eitrige mit an Bugl" sage ich. Also eine Käsekrainer mit einem Scherzel Brot. Es gibt aber auch noch Debrezina und Frankfurter. So gestärkt, konnte nun kommen was wolle.
"There is no more desinfection" meinte Wolfgang etwas später. Recht hatte er, der Magen brauchte einen Verdauungsschnaps. Also brachte er die Schnapsflasche und einige Gläser an Deck.
Um zwei Uhr erreichen wir die südliche Bucht von ZIRJE. Auch hier gab es Bojen. Anscheinend hatten die Kroaten in den meisten Ankerbuchten Bojen montiert. Da konnten sie zusätzlich kassieren und mehr Boote in einer Bucht unterbringen, weil ja kein so großer Sicherheitsabstand notwendig ist.
Die Sonne brannte vom Himmel und es war heiß. Werner und Wolfgang sprangen ins mittlerweile neunzehn Grad kalte Wasser und schwammen an Land.
Ich sprang ebenfalls ins Wasser und schwamm eine Runde. Für einen Insellauf war es noch viel zu heiß. Das wollte ich später noch nachholen, wenn die Sonne schon etwas tiefer stand.
Vollkommen erfrischt, stiegen wir nach dem Bad aus dem Wasser.
Den weiteren Nachmittag verbrachten wir faulenzend und lesend an Bord. Ich trank nur Wasser und Fruchtsaft, weil ich später noch einen kleinen Insellauf vorhatte.
Insellauf CIRJE
Wolfgang brachte mich mit dem Beiboot an Land. "Ich werde wieder eine Stunde unterwegs sein." meinte ich. "Ich habe aber auch das Handy mit. Da können wir uns im Notfall ja anrufen". "Kein Problem." antwortete er, "Ich lasse mein Handy ebenfalls eingeschaltet. Wennst was brauchst, ruf an."
Gleich das erste Stück des Weges führte durch einen grünen Tunnel, den die Bäume links und rechts bildeten. Es war ein unwirkliches Gefühl auf der Schotterstrasse in diesen Wald hinein zu laufen. Nach zweihundert Metern teilte sich der Weg. Ich hatte mir die Seekarte vorher angeschaut. Daher wusste ich, dass es ein Rundweg ist. Die Frage war daher: "Laufe ich im oder gegen den Uhrzeigersinn?" Rechts waren es zweieinhalb Kilometer bis zum nächsten Ort, links drei. und dazwischen geschätzte zwei bis drei Kilometer. Eine gemütliche Runde also.
Links ging's den Berg hinauf. "Zuerst die Steigung, solange ich noch frisch bin." dachte ich und lief nach links gegen den Uhrzeigersinn.
Der Weg führte durch einen nicht sehr dichten Wald bergauf. Auf dem weichen Untergrund machte das Laufen so richtig Spaß. Der Lichte Wald versetzte mich in eine richtig mystische Stimmung. Je höher ich kam umso lichter wurde der Wald. Bald hatte ich den höchsten Punkt erreicht. Dort konnte ich auf der anderen Seite der Insel auf das Meer und die Weiteren Insel hinunter schauen. Der Weg wechselte nun zu einer Asphaltstrasse, die in etwa gleich bleibender Höhe die Insel entlang führte. Nach links zweigte eine Strasse zu den Orten am Meer ab. Ich lief oben weiter. Laut Karte sollte die Strasse ja zum Zentrum der Insel, zur "Hauptstadt" Zirje führen.
Ich lief zirka einen Kilometer weiter um eine Anhöhe herum, dann war ich oberhalb von Zirje. Zirje lag im Zentrum der Insel unter mir. Die Strasse führte in weiten Serpentinen den Berg hinunter.
Zirje gab nicht viel her, eine einzige (Vorrang) Strasse führte durch den Ort. Eine Abzweigung führte zum Friedhof. "Hier muss irgendwo der Weg zurück zum Schiff abzweigen." überlegte ich, während ich durch den Ort lief. "Dobre dan" sagte ich im vorbeilaufen zu ein paar alten Frauen, die mich wie einen Marsmenschen anschauten. Dann war ich auch schon wieder auf weiter Flur.
Als nach der nächsten und übernächsten Kurve noch immer keine Abzweigung zu sehen war, dachte ich: "Jetzt hast dich aber ganz schön verlaufen." So ist das eben, wenn das Abenteuer ruft. "Was tun? Eh wurscht, jetzt will ich wissen wohin die einzige Strasse führt." Übermütig lief ich weiter.
Die Strasse führte zu einem kleinen Ort am Meer. Wo ich schon da war, schaute ich noch zum Ufer hinunter. Da war eine tiefe geschützte Bucht die wie ein Fjord weit ins Land reichte. "So jetzt bin ich aber weit genug gelaufen. Der Rückweg wird hart werden." überlegte ich, nachdem ich eine dreiviertel Stunde Bergauf, Bergab gelaufen war.
Als ich am Rückweg um die erste Kurve bog, hatte ich einen Ausblick über die halbe Insel. Weit hinten an einem Berghang war der Ort Zirje, wo ich die Abzweigung verpasst hatte. Von ganz oben des Berges, war ich herunter gekommen. "Hoffentlich muss ich da nicht wieder hinauf laufen." Meine Beine brannten bei dem Gedanken. Dabei hatte ich sicher noch fünf bis sieben Kilometer vor mir.
Zurück im Ort saßen die alten Damen noch immer auf einer Bank und quatschten als ich vorbei lief. "Keine Abzweigung zu sehen. Nach der nächsten Kurve geht's wieder Bergauf" erinnerte ich mich mit schaudern. Kurz bevor es ernst wurde, kam ich zur Abzweigung zum Friedhof. "Vielleicht geht es dahinter weiter." Das war meine letzte Chance. Ich hatte die Abzweigung zum Friedhof beim ersten Mal eh gesehen. "Der Weg endet sicher beim Friedhof." dachte ich leichthin.
"Probieren geht über Studieren." sagte ich zu mir und lief den Weg zum Friedhof.
Tatsächlich! Neben dem Friedhof ging der Weg weiter. Erleichtert sah ich eine relativ ebene Schotterstrasse. Die vereinbarte Stunde war bereits um. Dabei hatte ich noch mehr als zwei Kilometer vor mir. Es dauerte nicht lange, da läutete mein Handy. "Hallo???" fragte ich, es war Wolfgang "Ich habe mit etwas verrennt, jetzt bin ich auf dem hoffentlich richtigen Weg und in einer viertel Stunde bis zwanzig Minuten beim Schiff."
Nach 1:33 Stunden war ich wieder zurück. Wolfgang holte mich mit dem Schlauchboot ab. "Na endlich!" sagte er "Wir warten schon ewig mit dem Essen auf dich". Es gab Spaghetti mit Sugo. Genau das Richtige nach dem Laufen. Ich sprang noch einmal ins Wasser damit der Schweiß runter ging. Dann konnte das große Fressen beginnen.