Venedig mit dem Segelboot
Dienstag, 22.9.1998 Venedig
Den Vormittag verbummeln wir gemütlich an Bord unseres Bootes. Peter und Gerhard gingen schon in der Früh in die Stadt. Da wir uns erst um zwölf Uhr im Cafe International treffen wollten hatten wir genug Zeit.
Imposant war, als ein riesiges Kreuzfahrtschiff plötzlich ums Eck kam.
Die Frachtschiffe fahren durch einen anderen Kanal Richtung Mestre.
Als wir Peter und Gerhard im Cafe trafen, beschlossen Runi und ich, noch auf den Campanile San Marco zu gehen. Für's Mittagessen waren wir nach dem ausgiebigen Frühstück noch nicht hungrig genug. Peter und Gerhard gingen voraus nach St. Elena um in einem kleinen netten Lokal zu essen. Wir wollten dann nachkommen.
Die Baugerüstverkleidung war genau mit der Fassade darunter bemalt, so dass man erst auf den zweiten Blick erkannte, dass das nur ein gemaltes Bild war.
Vor dem Markusturm war eine lange Menschenschlange angestellt. Aber da wir auch hinauf wollten hatten wir keine andere Wahl. Nach einer halben Stunde standen wir auch schon oben im Glockenturm.
Direkt unter den Glocken waren die unvermeidlichen Andenkenstände. Es müßte lustig sein, wenn diese Glocken plötzlich zu läuten anfingen.
Dass unter uns die Stadt der Kanäle ist, sieht man gar nicht. Dafür Dächer, Dächer, Dächer und verwinkelte Gassen. In jeder Richtung sieht es ganz unterschiedlich aus.
Von oben gesehen sind die Tauben am Markusplatz gar nicht so viele.
Die Aussicht vom Turm ist ganz wie erwartet. Einfach toll.
Oder der Blick über die Lagune mit der Insel San Giorgio ist eine schöne Aussicht.
Die Dalbenstraße neben der Marina werden wir am nächsten Tag entlang fahren. Mit dem Fernglas könnten wir sogar unser Boot erkennen.
Am frühen Nachmittag trafen wir dann Peter und Gerhard im Beisl auf St. Elena.
Inzwischen waren wir nach der Turmbesichtigung auch etwas hungrig geworden. Bei einer Portion Spaghetti planten wir den weiteren Tagesablauf.
Zuerst zu Fuß zum Vaporetto das nach Morano fährt. Dann Morano, wieder zurück, das Getto und letztlich die restliche Stadt besichtigen. Ich war schon sehr skeptisch, ob das nicht in einen irrsinnigen Stress ausarten würde. Peter meinte dann auch noch, dass wenn wir schon nach Morano fahren, wir den Friedhof auch besichtigen sollten. Schließlich fahren wir direkt daran vorbei.
Der Weg zum Vaporetto führte uns durch einen sehr ruhigen Stadtteil, abseits der Touristenströme.
Kaum waren wir unterwegs, nahm uns die Atmosphäre dieser Stadt wieder gefangen. Von Streß war keine Spur als wir durch die einsamen Straßen schlenderten. Es war warm und die Sonne schien. In Wien war es kalt und es regnete. Allein dieser Gedanke machte alles noch einmal so schön.
Wir befolgten Peter's Rat und verließen das Vaporetto bei der Friedhofsinsel. Es war tatsächlich unglaublich. Eine sehr große Insel nur als Friedhof. Selbst für mich, als absolut Unwissenden, was die Geschichte von Venedig betrifft, war es interessant, hier herum zu spazieren. Es gibt sehr alte, bereits verfallene Familien-grüfte und neue in moderner Architektur gebaute, mit viel Glas und unkonventionellen Formen. Die einfachen Gräber, sind wie Schubladen in einer Schrankwand mindestens fünf Stock hoch angelegt. Nach unten graben, kann man in Venedig wegen des Wassers nicht.
Nach mehr als einer Stunde standen wir wieder an der Vaporetto Haltestelle um weiter nach Morano zu fahren.
Nach der Friedhofs Wanderung hatten wir Beide keine Lust viel zu besichtigen. Wir kauften uns neue vierundzwanzig Stunden Tickets suchten die nächste Haltestelle für das Vaporetto zurück nach Venedig. Unglaublich, wir waren noch nicht einmal ganze vierundzwanzig Stunden hier, und hatten bereits so viel gesehen und erlebt. Beim Leuchtturm war ein nettes Cafe, wo wir eine Rast einlegten bevor wir zurückfuhren.
Die Vaporettos sind die Busse Venedigs. Ein Problem ist natürlich, daß man die Haltestellen nicht so einfach in alle Richtungen verlassen kann. Auf einer Seite ist es immer Naß. Ich möchte gerne wissen, wieviele Leute pro Tag, irgendwo ins Wasser fallen. Ich habe einmal in einer Venedig-Doku gehört, dass besonders viele Touristen mit dem dreckigen Lagunenwasser Bekanntschaft machen.
Es sind immer eine Menge Vaporettos unterwegs.
Die nächste Station unserer Besichtigungstour war das Judenviertel. Laut Reiseführer, kommt der Ausdruck Getto von hier. Das alte Getto ist ein großer, geschlossener Platz. Die Synagogen rund herum sind von außen gar nicht als solche zu erkennen. Es herrschte eine angenehme Stimmung hier. Viele Kinder spielten auf dem Platz mit ihren Fahrrädern und Inline Skatern. Es gab auch einladende Straßencafes. Wir tranken Kaffee und beobachteten das geschäftige Treiben auf dem Platz.
Nach dieser Rast wanderten wir weiter, in Richtung Bahnhof.
Die Bau- und Renovierungsarbeiten in den Kanälen sind sicher schwieriger als bei uns.
Die Kanäle müssen zuerst abgedämmt und dann das Wasser ausgepumpt werden. Der Gestank des Schlicks ist eine zusätzliche Belästigung.
Letzte Nacht hatten wir eine Menge Gelsen an Bord aber KEINE Gelsenabwehr. Als wir in einer Apotheke dannach fragten, war die erste Frage der Apothekerin: "Wollen sie etwas für davor oder dannach ?" Wir kauften "etwas für davor" und gingen weiter.
Ich wollte noch eine Venedig Fahne mit dem Löwen kaufen. Das war nicht so einfach. Wir fragten bei einigen Souvenierständen ohne Erfolg. Beim Bahnhof gab es zwar so eine Fahne, die war allerdings zwei Meter groß. Ich bekam dann den Tip, es bei der Rialto Brücke zu versuchen. Der Weg zur Rialto Brücke führte durch enge Gassen im Zick Zack. Zum Glück war der Weg gut angeschrieben, so daß wir uns nicht verirrten.
Wir kamen an einer netten Pizzaria mit Gastgarten vorbei, die wie geschaffen für' s Abendessen war. Langsam drängte jetzt die Zeit. Peter und Gerhard wollten wir um halb Neun im Cafe International Treffen. In einer kleinen Bar tranken wir noch schnell Campari Soda um die Pinkelpause zu vertuschen.
Bei der Rialto Brücke gab es tatsächlich eine Fahne in der richtigen Größe. Dann mußten wir uns aber wirklich beeilen um rechtzeitig am Treffpunkt zu sein.
Als wir an der Seufzerbrücke vorbeikamen, machte ich noch schnell ein Foto.
Peter und Gerhard waren waren begeistert von unserm Vorschlag mit der Pizzaria. Jetzt hatten wir aber die Verantwortung den Rückweg zu finden. Runy und ich fanden den Weg zurück zur Pizzaria. Wir hatten uns den Weg genau eingeprägt, damit wir uns nicht blamieren, oder hungrig umherirren müssen.
Nach dem Abendessen merkte ich, daß ich den ganzen Tag auf den Beinen war. Todmüde fiel ich dann in die Koje.