Einradmarathon 2011 Düsseldorf
Der Marathon
Sonntag, 8. Mai, 2011:
Um sechs Uhr läuteten im Turnsaal die Wecker.
Schnell kam Leben in die Gruppe. Es wurde gefrühstückt, Zusammengeräumt und Jeder bereitete sich auf das kommende Rennen vor.
Gemeinsam fuhren wir mit der U-Bahn um sieben Uhr vierzig in die Stadt zum Marathongelände.
Im Zielbereich gab ich meine Wechselkleider ab und traf noch Einradfahrer, die nicht in der Halle übernachteten. Der Start lag zirka einen Kilometer vom Ziel entfernt. Mit den Einrädern waren wir schnell dort.
Im Startbereich prüfte der RMSV Düsseldorf die Räder. Es wurden alle Einräder kontrolliert, ob sie für die gemeldete Klasse passend waren.
Für die Standard Klasse durfte der Raddurchmesser 28" nicht überschreiten und die Kurbellänge 114mm nicht unterschreiten.
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, wuchs langsam die Nervosität. Bis zum Start dauerte es noch eine dreiviertel Stunde.
Ich nutzte die Zeit, für das eine oder andere Pläuschchen. Schließlich traf ich die anderen Einradfahrer ja nur sehr selten.
Der Wetterbericht, hatte Wind und Hitze angekündigt. Das war genau das, was wir am Wenigsten brauchen konnten. böiger Seitenwind ist beim Einradfahren eine große Herausforderung an die Balance, und Hitze für die Ausdauer.
Immer wieder wehte der Wind Staubfahnen über die Fahrbahn. "Gut, dass ich eine Sonnenbrille dabei habe, die schützt die Augen" dachte ich.
Dann wurde es langsam Ernst:
Zuerst starteten die Kinder zum Kids Run. Dann gab es eine kurze Cheerleader Showeinlage, während sich die Handbiker startklar machten. Die Handbikes sind extrem schnelle hightech Geräte. Die Besten fuhren einen Durchschnitt von knapp vierzig!!! Kilometern pro Stunde.
Gleich nach den Handbikern, starteten auch schon die Einradfahrer.
Der Start verlief problemlos. Die ersten paar Kilometer waren durch den starken Rückenwind schnell zu fahren. Dann kam eine Wende und wir fuhren auf der Gegenfahrbahn ein Stück im vollen Gegenwind zurück. Während ich noch zum Wendepunkt fuhr, kamen mir bereits die schnellen Handbiker und Einradfahrer entgegen. Sehr zur Erheiterung der anderen Einradfahrer zückte ich meine Kamera und filmte die Entgegenkommenden.
Max erinnerte mich im Vorbeifahren noch an meinen Vorsatz: "Keine Labestation auslassen" rief er mir zu.
An Weg zurück Richtung Startplatz, kamen mir bald die ersten Läufer entgegen. Überholen würden sie mich aber erst ab Kilometer fünfzehn.
Denn soooo langsam war ich nun auch wieder nicht. Wegen der Filmerei, war ich als Letzter gestartet. Ich konnte das Feld sozusagen von Hinten aufrollen. Als erste kamen Christoph und Kai in Sicht. Langsam holte ich auf und schließlich konnte ich die Beiden überholen. "Wow, meine Kondition ist gar nicht so schlecht" hoffte ich. "Andererseits bin ich vermutlich zu schnell dran und werde, so wie letztes Jahr, ab Kilometer dreißig wieder den Mann mit dem Hammer spüren." Das war eine nicht ganz unberechtigte Befürchtung.
Ich kam zügig voran. Die Brücke über den Rhein war eine leichte Herausforderung, da hier der Wind sehr stark von der Seite blies. Wie geplant, stoppte ich an allen Labestationen und trank jedes Mal ein bis zwei Becher ISO. Bei der Hitze war es besonders wichtig genug Flüssigkeit zu trinken.
Ab Kilometer zwölf überholten mich bereits die Autos der Sponsoren und Organisatoren, die den Topläufern voran fuhren. Einer der Kleinbusse fuhr so knapp an mir vorbei, dass er mich beinahe vom Rad holte. "Wir müssen uns zurück nehmen, aber die dürfen machen was sie wollen" ärgerte ich mich. Egal, ich brauchte meine Energie zum Radeln und nicht zum Ärgern.
Ab Kilometer sechzehn überholten mich bereits die ersten Läufer. Die Topläufer waren viel schneller als ich.
Bei der zweiten Rheinüberquerung war der Seitenwind noch stärker. An Ende der Brücke waren so starke Wirbel, dass der Wind einmal von Links, dann wieder von Rechts kam. Nur mit Mühe konnte ich mich am Rad halten. Später erfuhr ich, dass es an dieser Stelle einige Stürze gab.
Immer wieder standen Trommler, DJ's oder Live Bands am Straßenrand und sorgten für Stimmung.
Die Straßenbahnschienen waren nicht ganz so toll. Da musste man beim Queren etwas achtgeben.
"Irgend etwas stimmt nicht mit meiner Rechten Kurbel. Da wackelt was." Ab Kilometer siebzehn war ich beunruhigt. "Entweder Das Pedal wackelt oder die Kurbel ist locker" fürchtete ich. Bei einer kurzen Überprüfung konnte ich mit der Hand nichts feststellen. Leider wurde das von Kilometer zu Kilometer schlimmer. Dann merkte ich schon eindeutig, dass die Kurbel locker war. Ich hatte nur kleine Inbusschlüssel mit. Für die Kurbel brauchte ich aber einen acht Millimeter Inbus. Bei Kilometer vierundzwanzig stand in einer Kurve ein THW-Wagen. Das Technische Hilfswerk half, die Strecke zu sichern. Ich stoppte und fragte einen der THW-Leute: "Habt Ihr einen 8er Inbusschlüssel bei der Hand?" "Klar, kein Problem" meinte der Mann und sprang in das Fahrerhaus des großen Trucks, startete den Motor, rannte nach Hinten und klappte die Ladeluke auf. Dann verschwand der Typ im Inneren des Trucks.
Inzwischen sah ich alle Einradler, die ich überholt hatte wieder vorbei fahren. "Meine drei Stunden kann ich vergessen" dachte ich traurig. Nach etlichen Minuten tauchte der Mann aus den Tiefen des THW-Trucks mit einer kleinen Kassette und den Bits wieder auf. Da war zwar ein 8er Bit drinnen, jedoch keine Ratsche. "Seufz...." nach einer gefühlten Stunde kam er mit einer Rohrzange an und wir konnten die Kurbel endlich fest schrauben. Diesen Stopp konnte ich unmöglich wieder aufholen. Betrübt fuhr ich weiter, die drei Stunden für den Marathon würde ich dieses Mal wieder nicht unterbieten.
Bei der nächsten Labestation traute ich meinen Augen kaum: Da standen Nadine, Christoph und Kai, die eigentlich weit vor mir sein sollten. "Was macht denn ihr hier?" fragte ich verwundert. "Uns ist die Kraft ausgegangen" meinte Christoph "und jetzt ist es eh schon egal, wir fahren gemeinsam, gemütlich weiter".
Da schloss ich mich gerne an. Meine Muskeln fühlten sich inzwischen ebenfalls sehr leer und steif an. Einzig Nadine schien noch genug Kraft zu haben. Meistens fuhr sie voran und zog uns mental mit.
Irgendwann kam dann der Kilometer zweiunddreißig. "Jetzt sind wir nur mehr einstellig mit den Kilometern, die noch vor uns liegen" machte ich mir Mut. Das Vorwärtskommen wurde immer anstrengender.
Die Hitze war ebenfalls unerträglich geworden. Sooft es ging, schüttete ich mir Wasserbecher zur Kühlung über den Kopf. Die Läufer litten aber genau so, wenn nicht noch mehr unter der Hitze. Bei jeder Labestation schüttete ich viel ISO in mich hinein, damit ich ja nicht austrockne.
Kurz vor dem Ziel wurden wir gestoppt, damit wir keine Läufer behindern. Eigentlich war das nun eh nicht mehr nötig, weil bei dieser Zeit nur mehr ambitionierte Hobbyläufer unterwegs waren. Gut, wir warteten die zwei Minuten und fuhren gemeinsam zum Ziel. Auf der Zielgeraden, sprintete Nadine noch nach vorne, während Christoph, Kai und ich gemeinsam durchs Ziel fuhren.
Letztendlich wurde ich nicht einmal Letzter, sondern konnte mich über den achten Platz in meiner Altersklasse freuen.
Die Siegerehrung verpasste ich, weil nach dem Zieleinlauf erst einmal eine gemütliche Dusche und ein (alkoholfreies) Bier im Zielraum angesagt war.
Zwei Teilnehmer hatten Pech:
HUGO hatte einen schweren Sturz. Er fiel auf das Gesicht und musste ins Spital. Dort wurde er genäht. Zur Siegerehrung war er wieder zurück um von seinem Pech zu berichten.
KNUT, der gute Chancen auf den Sieg hatte, wurde von einem Streckenposten falsch geführt und disqualifiziert. Er war entsprechend sauer.
Nach dem alles vorbei war, ging eine kleine Gruppe zum Abschluss noch ein Eis essen.
Und Hugo präsentierte sein blaues Auge. "Bis zum ELSBET wird es wieder gut." munterten wir ihn auf.
So endete ein vergnüglich anstrengendes Wochenende.
Ach ja, den Muttertag hatte ich auch verpasst.
Standard-Klasse Herren-Grand-Master (bis JG 1961 = über 50 Jahre)
Name: | Startnr.: | Verein bzw. Ort: | Netto-Zeit/Rang-DM: | ||
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1.) | Bil, Klaas | 1804 | NL: Zoetermeer | 2:20:59 | x |
2.) | Knauft, Hartmut | 4000 | Krauts on Tour, Leinefelde | 2:29:08 (K) | 1 |
3.) | Salvermoser, Richard | 4220 | SV Solidaität, München | 2:38:16 | 2 |
4.) | Stefaniak, Norbert | 3815 | RDE Hamburg | 2:52:30 (K) | 3 |
5.) | Herrmann, Bruno | 4755 | Pulheim | 2:53:07 (K) | 4 |
6.) | Herrmann, Herbert | 6999 | Vanny Düsseldorf | 2:53:55 | 5 |
7.) | Wilbert, Klaus | 1017 | RMSV Frisch auf Düsseldorf | 2:57:38 | 6 |
8.) | Obermayer, Karl | 1346 | AT: Salzburg | 3:02:07 (K) | x |
9.) | Reef, Klaus | 1078 | RV Lank | 3:09:02 | 7 |
10.) | Hesse, Dieter | 1151 | Balve | 3:17:54 | 8 |
11.) | Nelson, Rojas | 3160 | CO: SV Solidarität, München. | 4:14:35 | x |
Wienecke, Heinz-Dieter | 3023 | Unna | n.a | ||
Meyers, Manfred | 3062 | NTV Wuppertal | n.a. | ||
Palka, Udo | 1153 | NTV Wuppertal | n.a. |
Hoffentlich findet der Marathon nächstes Jahr wieder statt.
Die drei Stunden möchte ich doch irgendwann einmal unterbieten.
Das wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Nicht weil ich älter werde, sondern weil die anderen älter werden und es dadurch immer mehr Teilnehmer in der Grandmaster Klasse gibt.