Einradmarathon 2010 Düsseldorf
Der Marathon
Sonntag, 2. Mai, 2010:
Um sechs Uhr in der Früh klingelten im ganzen Turnsaal Wecker und piepsten Handys. "Zeit zum Aufstehen" dachte ich und rieb mir die Augen. Rundherum begannen nun die Leute aus ihren Schlafsäcken zu kriechen.
Bald darauf wurde zum Frühstück aufgetischt. Jeder hatte mehr als genug Vorräte dabei. Mein Magen arbeitete um diese Zeit noch auf Sparflamme. Ich aß meine Cornflakes mit Trinkjoghurt, das genügte mir vollkommen. Selbst der Kaffee konnte mich nicht reizen. Ich war eh schon aufgeregt genug.
Dann packte ich meine Sachen. Das war gar nicht so einfach, weil das Wetter so unbeständig war.
Für das Rennen brauchte ich:
Die lange, dünne Laufhose, ein langärmeliges Funktionsleiberl, das ärmellose Windjacket, Schuhe, Startnummer, Schützer, Helm und einen kleinen Rucksack mit dünner Regenjacke, Geld, Ausweis, Kamera und Werkzeug.
Für nach dem Rennen, packte ich in die Plastiktasche:
Eine warme, weite Trainingshose, trockene Schuhe falls es regnet, Windjacke, Mütze und Unterwäsche.
Den ganzen Rest packte ich in den Karton, der in Christophs Auto kam.
Dann fuhren wir mit der U-Bahn ein paar Stationen in Richtung Startplatz. Unsere Startnummern, galten auch als Fahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel.
Von der U-Bahn zum Zielbereich mussten wir noch ein paar hundert Meter mit dem Einrad fahren. Das war ein Slalom zwischen den immer mehr werdenden Läufern.
Im Zielbereich, gab es große Zelte, wo ich die Sachen abgeben konnte, die ich nach dem Rennen brauchte. Also hauptsächlich die frische und trockene Wäsche.
Der Start war etwa einen Kilometer, den Rhein entlang, entfernt. Dorthin konnte ich ruhig mit dem Einrad fahren. Es waren auch nicht gar so viele Leute unterwegs.
Im Startbereich wärmten sich bereits einige der Handbiker und Einradfahrer auf. Auch Läufer drehten bereits einige Aufwärmrunden.
Die Helfer des RMSV Frischauf überprüften die Einräder, ob die Abmessungen für die Standard Klasse eingehalten wurden.
Die Kurbeln durften nicht kürzer als einhundertvierzehn Millimeter sein und der Reifen nicht größer als achtundzwanzig Zoll mal eins Komma fünfundsiebzig Zoll.
Vor dem Rennen waren alle schon etwas aufgeregt, aber noch guter Laune.
Es gab noch ein kleines Fotoshooting, bevor es Los ging.
Während beim Start eine professionelle Cheerleader Truppe tanzte,
hatten wir Einradfahrer, eine professionelle Jongleurin :), die für gute Laune sorgte.
Dann stellten sich die Handbiker in Position.
Sie starteten als Erste, weil die Handbiker am schnellsten sind.
Der Kommentator, meinte, dass vielleicht sogar ein neuer Rekord gefahren wird: Der Marathon in unter einer Stunde.
Nachdem die Handbiker starteten, waren die Einradfahrer an der Reihe.
Startaufstellung: Die schnellsten in den ersten Reihen saßen auf den Einrädern und warteten auf den Startschuss.
Ich hielt mich da etwas im Hintergrund, weil es ja eine Nettozeit Messung gab.
Für einen etwaigen Weltrekord wurde jedoch die Zeit ab dem Startschuss gewertet.
Das führte zu dem seltsamen Ergebnis, dass der Schnellste, Knut, nicht den Weltrekord aufstellte, sondern der Zweitschnellste. Weil Knut dreißig Sekunden später startete, konnte er die Führenden nicht mehr einholen. Netto war er der Schnellste und somit deutscher Meister und Gewinner des Einradmarathons. Die Bruttozeit, reichte jedoch nicht für den Weltrekord.
Die schnellen, unlimited Fahrer nützten den Windschatten um neue Bestzeiten zu erreichen.
Mein Plan war ganz einfach: "Durch kommen und den Marathon beenden".
Die Strecke war zum Teil schwierig zu Fahren. Bei den Straßenkreuzungen hatte der Asphalt tiefe Spurrillen. Oft gab es nur notdürftig reparierte Schlaglöcher und zu guter Letzt: Straßenbahn Schienen.
Es gab daher viele Stürze wegen dieser Verhältnisse. Ich hatte keinen unfreiwilligen Abstieg, weil ich langsamer fuhr.
An der Strecke herrschte eine gute Stimmung. Viele Zuschauer feuerten die Sportler an. Eine gute Idee des Veranstalters war, die Vornamen auf die Startnummern zu drucken. Die Leuten sporrnten einem an indem sie den Namen riefen.
Ich war ganz gut unterwegs. Die ersten zehn Kilometer schaffte ich in dreiundvierzig Minuten. Die Zeit die ich an den Labestationen brauchte, holte ich immer wieder auf. Christoph und Hartmut waren so schnell wie ich. Die Beiden fuhren ohne Unterbrechung durch. Und ich holte die Beiden immer wieder ein.
Bei Kilometer fünfzehn überholten mich die schnellen Läufer. Ich stoppte bei der nächsten Labestation. Dort machte ich ein paar Fotos, während mein Gesäß wieder durchblutet wurde.
Ab Kilometer fünfundzwanzig begann ich die Anstrengung langsam zu spüren. "Jetzt habe ich gerade etwas mehr als die Hälfte und werde schon Müde" dachte ich. "Na das kann ja noch heiter werden." Die Labestationen boten ab da auch Gels an. Ich nahm nun immer ein Gel, zwei Becher ISO und eine halbe Banane. Bei diesen kurzen Pausen erholte ich mich immer etwas. Irgendwo nach Kilometer dreißig überholte mich Christoph. Nun konne ich ihn nicht mehr überholen. Ein paar mal kam ich knapp hinter ihn, dann wurde der Abstand immer größer.
Die Masse der Läufer war noch weit hinter mir. Immer wieder überholten mich nun die Top - Läuferinnen.
Da konnte ich mich auch eine Zeit anhängen, bis sie Meter für Meter dovon liefen.
"Eigentlich ist das direkt vermessen, was ich da tue." dachte ich "Ich bin mit meiner kaum vorhandenen Ausdauer genau so schnell wie diese tollen Läuferinnen, die einen enormen Aufwand treiben um so weit zu kommen."
Ab Kilometer fünfunddreißig wurde es nun wirklich schwierig. Die nächsten zwei Kilometer kamen mir so lange vor, dass ich schon dachte es gibt hier keine Kilometertafeln mehr. Auf den letzten Kilometern fuhr ich mich mit letzter Kraft Kurbelumdrehung um Kurbelumdrehung dahin. Mein größtes Problem waren die engen Kurven. Ich überlegte schon ob ich das Rad um die Kurve schieben sollte, was ich natürlich nicht tat.
Als ich nach 3:01:31 Stunden ins Ziel kam, war die Anstrengung gleich vergessen.
Unglaublich, ich hatte meine Zeit vom Vorjahr um zwanzig Minuten verbessert.
Nachdem ich so knapp an der dreistunden Marke vorbei gefahren war, gab es eigentlich nur einen Gedanken: "Nun werde ich wohl nächstes Jahr wieder mit fahren müssen. Die drei Stunden sollten doch zu unterbieten sein."
Ergebnis: Standardklasse Herren-Grand-Master (bis JG 1960 = über 50 Jahre)
Name: | Startnr.: | Nat./Verein bzw. Ort: | Netto-Zeit | Rang-DM: | |
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1.) | Bil, Klaas | 3093 | NL: Zoetermeer | 2:13:55 | x |
2.) | Wilbert, Klaus | 2014 | RMSV Frisch auf Düsseldorf | 2:35:04 | 1. |
3.) | Herrmann, Herbert | 6999 | RV 1897 Meerbusch-Lank e. V. | 2:42:26 | 2. |
4.) | Stefaniak, Norbert | 4241 | Kanuverein Nürnberg | 2:52:36 | 3. |
5.) | Bönigk, Konrad | 2414 | MSV Turnen 02 Duisburg | 2:59:13 | 4. |
6.) | Obermayer, Karl | 2331 | AT: Salzburg | 3:01:31 | x |
7.) | Knauft, Hartmut | 3000 | Leinefelde | 3:13:25 | 5. |
8.) | Hesse, Dieter | 2460 | Balve | 3:20:23 | 6. |
Wienecke, Heinz-Dieter | 3023 | Unna | n.b. |
Im Ziel bekam jeder Läufer eine Medaille und ein Sackerl mit einem Handtuch und Duschgel. Es gab Containerduschen die ich gleich nützte. Da erst wenige Läufer im Ziel waren, gab es da noch kein Gedränge.
Frisch geduscht, packte ich meine Sachen. Viel Zeit war nicht mehr, dann startete die Siegerehrung. Nun regnete es auch noch. Den ganzen Lauf über, war es fast trocken.