Karibik 1998: St. Lucia nach Grenada, Karneval in Trinidad
So. 22.2 Trinidad
Um dreiviertel Sechs war Abfahrt Richtung Süden. Nach Trinidad ist es ein ganz schönes Stück zu segeln, darum der zeitige Aufbruch. Wir frühstückten an Bord.
Karin und Hannelore nicht, die waren seekrank. Arm, gelt!?
Wir machten gute Fahrt. Am Morgen segelten wir neun Knoten, später sieben. Da der Autopilot nicht funktionierte, wechselten Karl und ich einander am Ruder ab.
So gegen Mittag fingen wir einen großen Bonito mit der Schleppangel. Das belebte Robert, der bis dahin nur faul herumlümmelte. Bis zur Ankunft überlegte er nun, wie er den Fisch zubereiten wollte.
Als wir gegen sechzehn Uhr Trinidad erreichten, musste er allerdings erst die einfachen Dinge der Kochkunst verrichten. Vor dem Ausnehmen und Zerteilen des Fisches versuchte sich Robert nämlich zu drücken. Der Fisch wurde dann in großen Stücken (filetieren war anscheinend zu kompliziert) mit Reis serviert.
Wir ankerten in der Chacachacare Bay. Das Ankermanöver wiederholten wir drei Mal, weil der Anker nicht hielt.
Karl hatte einen Platz in der Marina reserviert. Dor konnten wir aber erst am nächsten Tag hinfahren.
In der Bucht ankerten schon fast alle Yachten die in den kleinen Antillen unterwegs waren.
Alle, auch wir waren aus einem Grund hierher gekommen: Der Karneval von TRINIDAD.
Als Robert mit dem Fisch fertig war, speisten wir vorzüglich an Bord der Pausanias.
Montag, 23.2.
In der Früh fuhren wir endlich in die Marina in der Chaguaramas Bay, unter Vollgas wie ein Power Boat, zum bereits angezahlten und reservierten Liegeplatz.
Nur finden müsste man ihn. Die Marina-Verwalter waren alle schon beim Feiern und sollten erst am Aschermittwoch wieder kommen! Viele Segelboote lagen vor Anker und an der Mole.
Wir legten am Zollsteg an, die letzte Chance zum Einkaufen.
Ab Mittag waren alle Geschäfte bis Aschermittwoch geschlossen!
Die Banken hatten schon geschlossen, d.h.: Bankomatenklau. Trinidad hat keinen EC (East Carrebean Dollar), sondern TT (Trinidad & Tobago) Dollars. Darum brauchten wir unbedingt Bargeld.
Das konnten diejenigen, welche ihren PIN-Code der Kreditkarte wussten, beim Bankomaten bekommen. Ich habe zwar auch einen PIN-Code, hatte ihn jedoch vergessen.
Das Einklarieren dauerte beinahe ewig und dann kam noch so ein Heini mit an Bord und keiner hatte zusammengeräumt.
Wir trafen noch kurz einen Bekannten, der mit seinem eigenen Katamaran Jonathan vor Ort war.
Dann versuchten Friederun und ich den reservierten Liegeplatz zu finden. Wir fuhren kreuz und quer in der Marina herum. Den einzig freien Platz okkupierten wir uns einfach. Der Skipper einer Nachbaryacht, ein Finne erzählte, dass der Platz reserviert war. Wir hofften, dass die Pausanias bald zu uns kommt, denn der Security-Mann, der uns den Platz zuweisen könnte, war nirgends zu sehen. Die Minuten vergingen wie Stunden, die Pausanias kämpfte sich immer noch frei von den zwei an ihr befestigten Schiffen. Plötzlich tauchte der Security-Mann auf und erklärte uns, dass wir am richtigen Platz stehen. In dem Moment schipperte die Pausanias daher. Noch kleiner Stress beim Anlegen, weil die kleine "America" (eigentlich ein Riesenboot) ihre Leinen quer über unseren Liegeplatz gespannt hatte.
Weil wir alle schon recht hungrig waren, besuchten wir Gerhard, einen verhinderten Weltumsegler (lebt mit seiner venezolanischen Frau und Tochter schon seit zwei Jahren hier), der für uns einen Liegeplatz reserviert und angezahlt hatte. Nachdem die Welt ein Dorf ist, kennen sich die Segler der Karibik untereinander. Gerhards Traum vom Vagabundieren auf den Weltmeeren endete hier in Trinidad. Bei Schweißarbeiten, fing das Boot zu brennen an. Nun lebte er in den Überresten und hoffte das Schiff irgendwann einmal wieder flott zu bekommen.
Wir brachten den Rest unseres Bonitos, gegrillt mit Salat und Soßen mit.
Unsere Ankunft sprach sich in der Marina schnell herum. Bald tauchten noch einige andere verhinderte Weltumsegler auf, die bereits auf diesem "Campingplatz" heimisch waren. Inklusive einem Karl aus Wien.
Es herrschte ein großes Hallo. Alle freuten sich über die Abwechslung und den guten Fisch. Während des Essens wurde viel Seglerlatein erzählt. Die ganze Stimmung war super, ich hatte gar nicht mehr das Gefühl nur ein Tourist zu sein.
Nach dem Essen war es endlich soweit!
Im Sammeltaxi ging es zum Karneval.
Gerhard mit Familie und einem Freund mit Sohn trafen wir in der Stadt, Port of Spain.
Von weitem hörten wir schon die Musik: große offene Lkws zogen durch die Straßen, Bands oder Musikanlagen mit immensen Lautsprechertürmen waren darauf zu finden.
Mit der Musik tanzten und sangen die Menschen hinter den Wägen her. Es war eng und laut und heiß und lustig und anstrengend und einfach toll!
Viele waren schon bei den Umzügen dabei, die um zwei Uhr nachts begonnen hatten. Wir tanzten mit den anderen mit, vor und zurück. Plötzlich hatten wir die anderen verloren, macht nichts, ist auch so lustig! Wir tanzten von einem Wagenzug zum anderen, immer wieder zu neuen Gruppen. Langsam aber sicher wurde es ruhiger, ein Wagen nach dem anderen hörte auf.
Wir wanderten die Hauptstraße entlang, versuchten uns zu orientieren, als wir auf einmal Karl, Gerhard und Anhang treffen. Diese wiederum hatten Hannelore, Jupi, Karin und Robert verloren. Wir fuhren noch auf einen Sprung nach St, James, wo sonst auch die Hölle los ist. Und richtig, die Straßen waren noch voller Menschen, die Musikwägen fuhren, es wurde getanzt!!
Ein keiner Imbiss und wir vertrauten uns dem Gefährt von Robert an, eine wagemutige Sache, denn das Auto war eigentlich ein Schrotthaufen. Aber wir kamen heil an.
Beim Einsteigen (sechs Erwachsene, zwei Kinder) beobachtete uns ein Polizist. Als er auf uns zukam, fürchteten wir schon, dass wir mit dem Taxi fahren müssen, aber er meinte nur, dass die Kleine nach hinten müsste und wünscht uns eine gute Fahrt.
Das war der erste Kontakt mit dem Karneval.
Wir erfuhren, dass das nur eine kleine Vorfeier war. Das eigentlich Ereignis würde morgen stattfinden: der Umzug aller Karnevalsgruppen.